Wege aus der Einsamkeit

Menschen, die sich um kranke Familienmitglieder kümmern, sind einer hohen Belastung ausgesetzt: Zeitlich, körperlich und emotional. Das Einsamkeitsbarometer des Bundesfamilienministeriums zeigt auch: Pflegende Angehörige sind stärker von Einsamkeit betroffen.  

Das dürfte auch auf pflegende Kinder und Jugendliche zutreffen, obwohl es bisher wenige Daten zu dieser Gruppe und Einsamkeitsbelastungen gibt. Junge Pflegende übernehmen die unterschiedlichsten Aufgaben: Sie kochen und putzen. Sie betreuen ihre jüngeren Geschwister. Sie helfen bei medizinischen Aufgaben. Und sie muntern ihre Angehörigen auf und geben emotionale Unterstützung. Studien zeigen, dass pflegende Kinder und Jugendliche häufiger Haushaltsaufgaben übernehmen als nicht-pflegende Kinder und Jugendlichen und diese Tätigkeiten im Haushalt auch öfter alleinevon jungen Pflegendenübernommen werden.[1]

Dementsprechend haben sie weniger Zeit als nicht-pflegende Gleichaltrige für Freundschaften und Freizeit, was Einsamkeit befördern kann. Vielfach führt die Pflegeverantwortung auch dazu, dass sich Kinder und Jugendliche aus Scham zurückziehen, um nicht über die Familiensituation sprechen zu müssen. Die genannten Aspekte können alleine oder in Kombination erhöhte Risikofaktoren für Einsamkeit darstellen. Und wir wissen: Einsamkeitserfahrungen können sich wiederum negativ auf die Psyche und körperliche Gesundheit auswirken.

Deshalb brauchen junge Pflegende Auszeiten, wo sie selbst Kinder oder Jugendliche sein dürfen. Sie müssen Zeit haben, eigene Talente und Begabungen zu entfalten. Gerade junge Pflegende benötigen Möglichkeiten zur sozialen Teilhabe und emotionale Freiräume. Sei es beim Sport, beim Musizieren oder beim gemeinsamen Kochen. Ihr findet viele Angebote bei uns auf der Angebotslandkarte und auf der Webseite des Kompetenznetzes Einsamkeit. Schaut einfach mal rein!

Junge Pflegende sollen wissen, dass sie nicht alleine sind und über ihre Sorgen und Nöte sprechen können. Die „Nummer gegen Kummer“ berät euch gerne – am Telefon und online. Das Telefon für Kinder und Jugendliche ist unter 116 111 von Mo – Sa zwischen 14 – 20 Uhr erreichbar. Anonym und kostenlos in ganz Deutschland. Nummer gegen Kummer - Darüber reden hilft!


[1] Sabine Metzing (2022): Kinder und Jugendliche mit Pflegeverantwortung in Deutschland: ein Überblick. In: Jacobs K. et al. (Hrsg.): Pfege-Report 2022. Spezielle Versorgungslagen in der Langzeitpflege, Berlin, S. 183-186, hier S. 189.

 

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