Am 27. April fanden die Aktionstage Girls'Day - Mädchen-Zukunftstag sowie Boys'Day - Jungen-Zukunftstag statt. Die vom BMFSFJ geförderten und unterstützten Aktionstage sollen dazu beitragen, überlieferte Rollenbilder in der Berufswahl aufzubrechen. Dabei können Schülerinnen und Schüler Berufe kennenlernen, in denen ihr Geschlecht jeweils unterrepräsentiert ist. Das Ziel des Girls' und Boys'Day besteht darin, dass Schülerinnen und Schüler zu einer klischeefreien Berufswahl ermuntert werden, um ihre eigenen Talente und Interessen frei entfalten zu können.
Überidentifikation mit Pflege
Insbesondere junge Pflegende sind mit der Herausforderung konfrontiert, dass der Pflege- und Betreuungsalltag – je nach Dauer und Aufwand – zur Überidentifikation führt und zur zentralen Lebensaufgabe wird. Andere Interessen und Freizeitbeschäftigungen jenseits des Pflegealltags kommen häufig zu kurz. Dabei kann das Kümmern um die eigenen Angehörigen durchaus positive Effekte haben: Vielfach übernehmen junge Pflegende bereits früh Verantwortung und haben eine besonders hohe soziale und emotionale Kompetenz. Andererseits besteht aber die Gefahr, dass durch die Überidentifikation mit der übernommenen Pflegerolle andere Berufs- und Karrierewege gar nicht mehr in Betracht kommen.
Geschlechterrollen und Pflege
Insbesondere schöpfen pflegende Mädchen ihre Berufs- und Karrieremöglichkeiten nicht voll aus. Die vom Bundesgesundheitsministerium geförderte Pionierstudie von Sabine Metzing warnte bereits 2018 vor „frühe[n] Pflegekarrieren“ von weiblichen Pflegenden. Denn noch immer werden Pflege- und Sorgeaufgaben – unabhängig vom Alter – traditionell als „weibliche“ Felder angesehen. Zahlen zeigen, dass über 60 Prozent der jungen Pflegenden weiblich sind.
Eine aktuelle wissenschaftliche Literauswertung kommt zu dem Schluss, dass junge weibliche Pflegende häufig in eine Pflegerolle gedrängt werden. Eine zentrale Rolle spielen gemäß der Auswertung gesellschaftliche und individuell reproduzierte Geschlechternormen von Pflege. Von vielen weiblichen Angehörigen werde schlichtweg erwartet, dass sie – im Gegensatz zu jungen männlichen Angehörigen – die „natürlichen Pflegenden“ seien. Die Folge: Junge weibliche Pflegende hätten vielfach schlechtere Berufs- und Lebenschancen, gerade weil Pflegeaufgaben in jungen Jahren zu psychischen und gesundheitlichen Folgewirkungen führen könne.
Wie der Girls' und Boys'Day möchte das Projekt „Pausentaste“ pflegende Kinder und Jugendliche dazu ermutigen, in unterschiedliche Berufsfelder hineinzuschnuppern und sich dabei nicht von verfestigten Geschlechterrollen abhalten zu lassen. Um eigene Interessen und Talente entfalten zu können, benötigen die jungen Pflegenden jedoch abseits der Pflegeverantwortung genug Raum und Entlastungsangebote für eigene Freizeitmöglichkeiten.
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