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Fachtage und Netzwerktreffen
Rückblick: 8. Fachtag und Netzwerktreffen am 10. Oktober 2024
Am 10. Oktober 2024 richtete das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) den 8. Fachtag und das Netzwerktreffen im Rahmen des Projekts Pausentaste aus. Der Fachtag und das Netzwerktreffen fanden in diesem Jahr in den Räumlichkeiten der Design Offices Humboldthafen direkt an der Spree statt. Die Moderation der Veranstaltung übernahm auch in diesem Jahr die Fernsehjournalistin und Autorin Susanne Wieseler.
Das Oberthema des diesjährigen Fachtages und Netzwerktreffens lautete „Einsamkeit und soziale Isolation bei pflegenden Kindern und Jugendlichen“.
Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesfamilienministerium Sven Lehmann eröffnete die Veranstaltung und unterstrich in seinem Grußwort, warum junge Pflegende besonders von Einsamkeit betroffen sind. „Pflegende Kinder und Jugendliche haben häufig weniger Zeit für Freundschaften und Freizeit als nicht-pflegende Gleichaltrige. Manchmal fehlt ihnen einfach die Kraft für Aktivitäten. Häufig ziehen sich pflegende Kinder und Jugendliche auch aus Scham zurück. So steigt auch das Risiko für Einsamkeit.“ Die jungen Pflegenden seien in der Gruppe der pflegenden Angehörigen eine sehr verletzliche und unsichtbare Gruppe und sollten dementsprechend bestmöglich unterstützt werden, so Sven Lehmann in seinem Grußwort.
Daran anschließend begrüßte die Leiterin des zuständigen Referats im BMFSFJ, Hildegund Ernst, die Teilnehmenden. Frau Ernst betonte, dass ohne das Engagement der Netzwerkmitglieder ein wichtiges Projekt wie die Pausentaste nicht den bereits 8. Fachtag und Netzwerktreffen bestreiten könne. Dr. Jens Gmeiner, zuständiger Referent im BMFSFJ für das Projekt Pausentaste, stellte den neuen Selbsteinschätzungstest für junge Pflegende vor. Der Test soll eine schnell durchführbare Einschätzung der eigenen Resilienz ermöglichen und alltagsnahe Tipps für junge Pflegende geben.
Um mehr pflegende Kinder und Jugendliche sowie Studierende mit Pflegeverantwortung zu erreichen, präsentierte Herr Dr. Gmeiner das erweiterte mehrsprachige Angebot des Projekts Pausentaste. Der Projektflyer ist jetzt in arabischer und türkischer Sprache verfügbar. Der Flyer für pflegende Studierende ist ab sofort ebenfalls in arabischer und türkischer Sprache bestell- und downloadbar.
Im wissenschaftlichen Beitrag des Fachtages referierte Martin Gibson-Kunze, wissenschaftlicher Mitarbeiter beim BMFSFJ geförderten „Kompetenznetz Einsamkeit“, über Einsamkeitsbelastungen in verschiedenen Altersgruppen und über das erhöhte Einsamkeitsrisiko von pflegenden Angehörigen. Zudem zeigte Herr Gibson-Kunze auf, dass erhöhte Einsamkeit auch das Vertrauen in Menschen und Institutionen beeinflusse - mit negativen Folgen für die Wahlbeteiligung sowie das Engagement in Parteien, Verbänden und Vereinen.
Im zweiten praxisorientierten Vortrag stellten Claudia Schmidt und Katharina Morlang von der Deutschen Sportjugend im DOSB die Kampagne „MOVE FOR HEALTH“ näher vor. Die Kampagne möchte Kinder und Jugendliche durch Bewegung mental stärken und damit auch Einsamkeit entgegenwirken. Der Vortrag wurde mit kleinen Lockerungsübungen und dem „MOVE-Tanz“ aller Teilnehmenden sportlich abgerundet.
Im dritten Vortrag des Fachtages stellte Kerstin Blochberger, Geschäftsführerin des Bundesverbandes behinderter und chronisch kranker Eltern, die einzelnen Assistenzmöglichkeiten für Mütter und Väter mit Behinderung näher vor. Sie plädierte dafür, die Elternassistenz als rechtlichen Anspruch noch bekannter zu machen. Die Elternassistenz könne dazu beitragen, Kinder in diesen Familien frühzeitig vor Pflegeverantwortung zu schützen und damit auch Einsamkeit und sozialer Isolation entgegenzuwirken.
Beim nachmittäglichen Netzwerktreffen hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, an drei Thementischen aus dem Netzwerk Pausentaste teilzunehmen. Die drei Thementische boten jeweils zwei Durchgänge an. Der erste Thementisch zum Projekt „A: aufklaren Expertise & Netzwerk für Kinder psychisch erkrankter Eltern“ von „Der PARITÄTISCHE Hamburg“ wurde von Kerstin Heins geleitet. Den zweiten Thementisch des Projekts „echt unersetzlich“, die Beratungsstelle für junge Menschen mit kranken oder behinderten Angehörigen des Diakonischen Werks Berlin Stadtmitte e. V., moderierten Mara Rick und Luisa Behmenburg. Den dritten Thementisch mit dem Projekt „Young Carer Coach“, die digitale Nachrichten- und Vernetzungsplattform für junge pflegende Angehörige, betreuten Petra Schmieder-Runschke und Nadjila Bendig-Behrens von der An Deiner Seite – Gerhard und Gertrud Schmieder Stiftung.
Neben dem gegenseitigen Austausch von Projekterfahrungen diskutierten die einzelnen Thementische auch die Leitfrage, welche Strategien und Lösungskonzepte helfen, um junge Pflegende vor Einsamkeit zu schützen. Die Ergebnisse aus den einzelnen Thementischen wurden abschließend auf dem Podium vorgestellt.
Rückblick: 7. Fachtag und Netzwerktreffen
Am 5. Oktober 2023 richtete das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) den 7. Fachtag und das Netzwerktreffen im Rahmen des Projekts „Pausentaste“ aus. Die Veranstaltung fand zum ersten Mal seit dem Jahr 2019 wieder in Präsenz statt.
Der Titel des diesjährigen Fachtages und Netzwerktreffens lautete „Pflegende Kinder und Jugendliche mit Migrations- und Fluchtbiografie: Barrieren abbauen und Teilhabe ermöglichen“. Das Oberthema wurde ausgewählt, weil bei dieser (heterogenen) Gruppe junger Pflegender ein erhöhter Unterstützungs- und Informationsbedarf diagnostiziert werden kann, obwohl bisher wenige wissenschaftliche und praktische Erkenntnisse zu den Lebenssituationen und spezifischen Bedarfslagen vorliegen.
Neben einer fehlenden Selbstwahrnehmung als pflegende Person, Diskriminierungserfahrungen und sprachlichen Barrieren können auch Sorgen um ein Auseinanderbrechen der Familie wie auch kulturelle Normen von Scham dazu beitragen, dass die familiäre Pflegesituation nicht offen nach außen kommuniziert wird. Die bereits geringeren Teilhabechancen, die vornehmlich auf dem sozioökonomischen Status von vielen Kindern und Jugendlichen mit Migrations- und Fluchtgeschichte gründen, können somit durch eine umfangreiche innerfamiliäre Pflegeverantwortung weiter negativ beeinträchtigt werden.
Bundesfamilienministerin Lisa Paus begrüßte die Teilnehmenden des Fachtages und unterstrich in ihrem Grußwort, dass alle jungen Pflegenden - unabhängig von der Herkunft - bestmöglich unterstützt werden sollten. Daran anschließend stellte Dr. Jens Gmeiner, zuständiger Referent im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend für das Projekt „Pausentaste“, aktuelle Artikelreihen, Schwerpunkte und neues Material für pflegende Kinder und Jugendliche vor. Um mehr pflegende Kinder und Jugendliche sowie junge Erwachsene mit Migrations- und Fluchtbiografie zu erreichen, wurden dazu mehrsprachige Projektflyer erstmalig präsentiert. Der Projektflyer „Pausentaste“ ist jetzt in englischer und russischer Sprache verfügbar. Der Flyer für pflegende Studierende ist ab sofort auch in englischer und russischer Sprache bestell- und downloadbar. Herr Dr. Gmeiner merkte an, dass weitere Übersetzungen der Flyer in andere Sprachen geplant seien.
Im ersten wissenschaftlichen Beitrag des Fachtages stellten Esther Sophie Kluba und Sara El-Madani – beide Beraterinnen bei Rambøll – Kernergebnisse einer vom BMFSFJ in Auftrag gegebenen Studie mit dem Titel „Lebenssituationen, Bedarfe und strukturelle Barrieren von pflegenden Kindern und Jugendlichen mit Migrations- und Fluchtbiografie“ vor. Die Autorinnen sprechen sich in der Studie gegen spezifische Angebote für diese (heterogene) Zielgruppe aus und regen an, bereits bestehende Unterstützungs- und Beratungsangebote flexibel und kultursensibel auszurichten.
Im zweiten praxisorientierten Vortrag stellte Nazife Sari, Mitarbeiterin des Diakonischen Werks Berlin Stadtmitte e. V., das Projekt „Interkulturelle Brückenbauer*innen in der Pflege“ näher vor. Das Projekt folgt einem integrativen und partizipatorischen Ansatz und versucht, pflegebedürftigen Menschen mit Migrationshintergrund und ihren Angehörigen (auch jungen Pflegenden) einen gleichberechtigten Zugang zu den Leistungen des bestehenden Hilfe- und Pflegesysteme zu ermöglichen. Die Projektmitarbeiterinnen Lamiss Ghaddar und Ayten Tugluca veranschaulichten an ausgewählten Praxisbeispielen, welche Zugangsbarrieren und Herausforderungen in der alltäglichen Arbeit zu bewältigen seien und welche Ansätze sie dabei verfolgten.
Im dritten Vortrag des Fachtages präsentierten Jana Düber und Nina Pirk, die beide im Rahmen des Projektes „Pausentaste“ bei der „Nummer gegen Kummer“ arbeiten, eine telefonische Beratung für Geflüchtete aus der Ukraine - die Helpline Ukraine. Die Helpline Ukraine ist ein seit 1. Juni 2022 psychosoziales und themenoffenes Beratungsangebot des BMFSFJ und der „Nummer gegen Kummer“ mit Unterstützung der Deutschen Telekom. Die Helpline Ukraine bietet Familien – d. h. Eltern, Kindern und Jugendlichen – die vor dem Krieg in der Ukraine nach Deutschland geflohen sind, Telefonberatung zu allen Sorgen, Problemen und Themen, die sie bewegen.
Beim nachmittäglichen Netzwerktreffen hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, an drei Thementischen aus dem Netzwerk „Pausentaste“ teilzunehmen. Die Thementische boten jeweils zwei Durchgänge an. Der erste Thementisch zum Projekt „Windschatten Berlin“ wurde von Benjamin Salzmann und Melina Sprenger von der Ernst Freiberger-Stiftung geleitet. Den zweiten Thementisch der „Online-Beratung da.sein.de“ moderierten Cordelia Wach und Moustafa Arksousi von der Stiftung Hospizdienst Oldenburg. Den dritten Thementisch des Projekts „KIDSDEM“ aus Bochum betreuten Anna-Magdalena Schorling und Dimitrios Sarantopoulos vom St. Vinzenz Bochum e. V. Neben dem gegenseitigen Austausch von Projekterfahrungen diskutierten die einzelnen Thementische auch die Leitfrage, wie Unterstützungsangebote kultursensibel ausgerichtet und Barrieren für junge Pflegende mit Flucht- und Migrationsbiografie abgebaut werden können. Die Ergebnisse aus den einzelnen Thementischen wurden abschließend auf dem Podium vorgestellt und diskutiert.
Rückblick: 6. Fachtag und Netzwerktreffen
Am 5. Oktober 2022 richtete das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend den 6. Fachtag und das Netzwerktreffen im Rahmen des Projekts „Pausentaste“ aus. Pandemiebedingt fand die Veranstaltung digital statt, die per Live-Stream aus dem Berliner Hauptsitz des Bundesfamilienministeriums für die Teilnehmenden übertragen wurde.
Der Titel des diesjährigen Fachtages und Netzwerktreffens lautete „Psychische Gesundheit von pflegenden Kindern und Jugendlichen – Befunde, Herausforderungen und Bewältigungsstrategien“. Ausschlaggebend für die Wahl des Oberthemas war die Tatsache, dass die negativen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie pflegende Kinder und Jugendliche besonders hart getroffen haben. Vielen jungen Pflegenden fehlten oft Zufluchtsorte und Auszeiten, um selbst zur Ruhe und zu Kräften zu kommen. Ängste über den Gesundheitszustand der zu pflegenden Angehörigen nahmen ebenfalls zu, während Entlastungsangebote wegbrachen. Die Moderation der Veranstaltung übernahm auch in diesem Jahr die Fernsehjournalistin und Autorin Susanne Wieseler.
Eingeleitet wurde der Fachtag mit einem wissenschaftlichen Vortrag von Herrn Prof. Dr. Georg Romer, Klinikdirektor für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Universitätsklinikum Münster, zum Thema „Aufwachsen mit kranken Eltern – Psychische Belastungen und Möglichkeiten der Bewältigung“. Herr Prof. Romer berichtete, dass erst in den vergangenen 20 Jahren begonnen wurde, für Kinder als Angehörige in der Medizin zunehmend Konzepte gezielter familienbasierter Prävention zu entwickeln. Kranke Eltern und ihre Kinder hätten bei der Bewältigung ihrer Entwicklungsaufgaben wiederkehrend spezifische Anpassungsleistungen zu vollbringen. Diese veränderten Anforderungen könnten sich auf die Eltern-Kind-Beziehung und die Bindungsqualität auswirken und beispielsweise eine Parentifizierung bedingen, so Prof. Romer. Da die Krankheit eines Elternteils somit immer auch das ganze Familiensystem betreffe, sei es wichtig, erwachsene Patienten und Patientinnen in ihrer Rolle als Eltern gezielt anzusprechen. Auf der anderen Seite sollten nach Prof. Romer die Kinder in der medizinischen oder psychiatrischen Behandlung altersangemessen einbezogen werden. Herr Prof. Romer bezeichnete in der abschließenden Fragerunde seines Vortrages pflegende Kinder und Jugendliche während der Hochphase der Corona-Pandemie als eine der „vulnerabelsten Gruppen“.
Der zweite, stärker praxisorientierte Vortrag baute auf dem von Herrn Prof. Romer entwickelten COSIP-Beratungskonzept (Children of somatically ill parents) auf. Frau Dr. Laura Inhestern sowie Wiebke Geertz, beide wissenschaftliche Mitarbeiterinnen am Institut und der Poliklinik für Medizinische Psychologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, gaben den Teilnehmenden des Fachtags in ihrem Vortrag Einblicke in die alltägliche Arbeit der „Beratungsstelle Kinder krebskranker Eltern“. Das Hauptziel der Beratung bestehe laut den Referentinnen darin, Familien dabei zu unterstützen „miteinander ins Gespräch zu kommen über die Krankheit, über Ihre Wünsche, Ängste und Fragen, über das, was sich schwer sagen lässt“. Dabei sei es von grundlegender Bedeutung, dass krebskranke Eltern im Umgang mit ihren Kindern Sicherheit erlangten und zugleich die Kinder Bewältigungsstrategien im Umgang mit der Erkrankung der Eltern entwickeln könnten. Die Referentinnen führten aus, dass in den letzten Jahren im Rahmen einer Pilot-Studie die KOMKEK-Fortbildung zum Thema „Krebserkrankung und Elternschaft“ entwickelt und evaluiert worden sei. Diese helfe, medizinisches Personal beim Kontakt mit den erkrankten Eltern zu schulen und für die Bedürfnisse betroffener Kinder zu sensibilisieren.
In den anschließenden interaktiven Arbeitsgruppen beim nachmittäglichen Netzwerktreffen hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, in drei Arbeitsgruppen zu inhaltlichen, kommunikationspolitischen und organisatorischen Schwerpunkten zu diskutieren.
In Arbeitsgruppe 1 kamen die Teilnehmenden darüber in den Austausch, welche Bewältigungsstrategien und Entlastungskonzepte für pflegende Kinder und Jugendliche sinnvoll seien, um deren psychische Gesundheit zu fördern.
Viele Teilnehmende der AG meldeten zurück, dass es von Betroffenen als entlastend erlebt werde, andere Personen kennen zu lernen, die ähnliche Erfahrungen gemacht hätten. Aus diesem Grund sei es wichtig, die bereits etablierten Angebote weiter aufrecht zu erhalten (z.B. Freizeitaktivitäten, familienbegleitende Dienste, Patenschaftsprojekte, Mentorenprogramme für Kinder).
Darüber hinaus wurde von Teilnehmenden der AG der Wunsch nach verlässlichen, stabilen und unbürokratischen Unterstützungsmöglichkeiten geäußert, die flexibel genutzt werden sollten, um Betroffenen – auch ohne diagnostisch relevante Auffälligkeiten – im Alltag Entlastung zu bieten. Landesfachstellen könnten nach Ausführungen der AG-Teilnehmenden eine Struktur darstellen, die selbst Beratung anbieten und/ oder an passgenaue Hilfsangebote weiterverweisen.
Die Arbeitsgruppe 2 widmete sich der Frage, wie die Öffentlichkeitsarbeit verbessert und neue Zielgruppen erschlossen werden können. Hierbei wurde vorgeschlagen, bereits bestehende Tage für pflegende Angehörige oder andere Anlässe zu nutzen, um auch auf pflegende Kinder und Jugendliche hinzuweisen. Familien, die an die Öffentlichkeit gehen, sollten hierbei wertgeschätzt werden und auch einen besonderen Schutzraum erfahren. Darüber hinaus wurde eine zentrale Stelle mit einem familienorientierten Blick diskutiert, bei der Inhalte gut und praxisnah vermittelt werden sollten. Als weitere speziell zu adressierende Berufsgruppen wurde das Fachpersonal an Schulen genannt, die Ärztinnen und Ärzte, ambulante Pflegedienste, Therapeutinnen und Therapeuten, Vereine, Vereinshäuser, Gesundheitszentren, Pflegekassen sowie der Medizinische Dienst.
In Arbeitsgruppe 3 wurde die Frage diskutiert, ob und wie eine bundesweite Interessenvertretung für pflegende Kinder und Jugendliche inhaltlich und organisatorisch ausgestaltet werden könnte. Zudem tauschten sich die Teilnehmenden darüber aus, welche Vor- und Nachteile aus einer möglichen bundesweiten Interessenvertretung resultierten.
Vorteile einer solchen organisatorischen Struktur erkannten die Teilnehmenden insbesondere in der besseren medialen Sichtbarkeit, der Bündelung von Fachkompetenz und einer unabhängigen politischen Lobbyarbeit für die Belange pflegender Kinder und Jugendlicher. Mögliche Nachteile sahen einige Teilnehmende in der Schaffung von organisatorischen Parallelstrukturen zu bereits bestehenden Netzwerken. Eine bundesweite Interessenvertretung, so der Tenor aus der AG, müsse zuerst konkrete Zielsetzungen definieren und immer auch die Betroffenenperspektive und das gesamte familiäre System der pflegenden Kinder und Jugendlichen berücksichtigen. Ferner wurde ebenfalls in Beiträgen unterstrichen, dass eine bundesweite Vertretung personelle und finanzielle Ressourcen benötige, da rein ehrenamtliches Engagement diese kontinuierliche Arbeit nicht erbringen könne.
Die Vorträge sowie der konstruktive Austausch in den drei Arbeitsgruppen haben dazu beigetragen, dass es ein informationsreicher und spannender Tag wurde. Es sind dabei zahlreiche Impulse, Anregungen und Argumente gesammelt worden, die für die zukünftige Arbeit im Netzwerk und im Projekt „Pausentaste“ geprüft werden.
Rückblick: 5. Fachtag und Netzwerktreffen im Projekt „Pausentaste“ des BMFSFJ
Im Oktober 2021 richtete das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend den fünften Fachtag und das Netzwerktreffen im Projekt „Pausentaste“ aus. Bedingt durch die Coronavirus-Pandemie fand das Treffen zur Lebenssituation pflegender Kinder und Jugendlicher in Deutschland erneut digital am 5. und 6. Oktober statt und erreichte über 200 Zuschauerinnen und Zuschauer. Die Veranstaltung stand in diesem Jahr ganz im Zeichen der Vernetzung – international und regional.
Die Veranstaltung wurde mit Grußwort der Leiterin des zuständigen Referats im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Dr. Christine Stüben eröffnet, die unter anderem den Mail-Versand von Unterlagen an Fachkräfte in Hochschulen ankündigte. Zwar gibt es an Hochschulen eine Vielzahl an Unterstützungsangeboten, diese werden jedoch häufig nicht in Anspruch genommen. Mit Hilfe der Unterlagen sollen Fachkräfte an Hochschulen für die Thematik sensibilisiert werden, gleichzeitig dienen Handlungsempfehlungen und Materialien für die hochschulinterne Öffentlichkeitsarbeit dazu, pflegende Studierende auf die vorhandenen Angebote aufmerksam zu machen.
Auf ein Video-Grußwort der Bundesjugendministerin Christine Lambrecht folgten Vorträge aus Großbritannien und der Schweiz: Prof. Dr. Saul Becker der University of Cambrige stellte den aktuellen Forschungsstand zu pflegenden Heranwachsenden in GB vor, Krista Sharp berichtete von dem Projekt MYTIME, das Young (Adult) Carer in ihrer Identitätsfindung und bei der Vorbereitung auf ein Studium, eine Ausbildung oder den Job unterstützen soll. Welche Herausforderungen sich am Übergang zwischen Schule und Beruf in der Schweiz zeigen, stellte Prof. Agnes Leu der Careum Hochschule Gesundheit, Zürich vor. Daran anschließend berichtete Marcel Weber, wie er das Thema pflegende Kinder und Jugendliche erfolgreich als Lerneinheit in die Ausbildung von Pflegefachkräften am Zentrum für Ausbildung im Gesundheitswesen in Winterthur integrieren konnte. In der anschließenden Podiumsdiskussion waren neben den Referierenden auch Prof. Dr. Sabine Metzing von der Universität Witten-Herdecke, sowie Benjamin Salzmann vom neu gegründeten Projekt „Windschatten“ der Ernst-Freiberger-Stiftung vertreten.
Am Nachmittag diskutierten die Teilnehmenden in Arbeitsgruppen Fragestellungen einer möglichen Übertragbarkeit von Modellen aus anderen Ländern, aber auch die Etablierung eines „Expertenrats“ im Netzwerk sowie die künftige Weiterentwicklung des Netzwerks. Die Ergebnisse wurden am Folgetag nach Kleingruppen-Meetings, die dem Austausch und der Vernetzung dienten, vorgestellt.
Das Thema regionale Vernetzung wurde in einem Beitrag von Nummer gegen Kummer e.V. und Young Supporters e.V. aufgegriffen, die im Rahmen eines Pilotprojektes eine regionale Vernetzung in NRW angestoßen haben. Im Rahmen der Planung und Durchführung der Gründungsveranstaltung wurde der „Leitfaden regionale Vernetzung“ erprobt, der andere bei der Gründung einer regionalen Vernetzung unterstützen soll.
Zum Leitfaden regionale Vernetzung
Rückblick: 4. Fachtag und Netzwerktreffen im Oktober 2020
Im Oktober 2020 richtete das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend den vierten Fachtag und das Netzwerktreffen im Projekt „Pausentaste“ aus. Bedingt durch die Coronavirus-Pandemie fand das Treffen zur Lebenssituation pflegender Kinder und Jugendlicher in Deutschland erstmals digital am 6., 8. und 29. Oktober statt. „Pflegende Kinder und Jugendliche im Kontext Schule“ war das Thema der Veranstaltung.
In ihrem Grußwort stellte Bundesjugendministerin Franziska Giffey ein neues Angebot für Schulen vor: Über den Publikationsversand der Bundesregierung können Lehr- und pädagogische Fachkräfte nun eine Materialienbox der Pausentaste bestellen. Mit Hilfe verschiedener Unterrichtseinheiten können gemeinsam Einblicke in die Lebenswelt von Schülerinnen und Schülern erarbeitet werden, die sich um kranke Familienmitglieder kümmern. Das Angebot richtet sich an die Sekundarstufen I und II.
Darüber hinaus konnten sich die Teilnehmenden über einen fachlichen Input von Dr. Steffen Kaiser freuen, der zur schulischen Situation von pflegenden Jugendlichen promovierte und aktuell als Sonderschullehrer tätig ist. Herr Dr. Kaiser gab eine Übersicht über den internationalen Forschungsstand pflegender Schülerinnen und Schüler. Dr. Anke Holl, Schulleiterin und systemische Beraterin, gewährte Einblicke in die Spannungsfelder zwischen dem Schulalltag und der Lebenssituation junger Pflegender. Welche Möglichkeiten und Hürden der Umgang mit Young Carers für die Schulsozialarbeit mit sich bringt, zeigte Wolfgang Foltin von der LAG Schulsozialarbeit NRW e. V. Durch die digitale Zusammenkunft in Arbeitsgruppen, kam auch der Netzwerkcharakter des jährlich stattfindenden Fachtags nicht zu kurz.
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Rückblick: 3. Fachtag und Netzwerktreffen am 29. Oktober 2019
Im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend fand zum dritten Mal ein Fachtag mit anschließendem Netzwerktreffen zum Thema pflegende Kinder und Jugendliche statt. Bundesfamilienministerin Dr. Franziska Giffey eröffnete die Veranstaltung mit einem Grußwort. Im Anschluss daran stand die Trauerbegleitung von Kindern und Jugendlichen im Zentrum: Stephanie Witt-Loers von Dellanima – Institut für Trauerbegleitung vermittelte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern Grundwissen zum Lebensthema Trauer. Wie man Kinder und Jugendliche im Trauerprozess unterstützen kann, zeigte Petra Brenner vom Löwenzahn Zentrum für trauernde Kinder und Jugendliche e. V. auf. Am Nachmittag stand das Netzwerktreffen im Vordergrund: In vier Arbeitsgruppen tauschten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus und entwickelten Ideen für konkrete Hilfen für Betroffene und die weitere Zusammenarbeit innerhalb des Netzwerks.
Rückblick: 2. Fachtag und Netzwerktreffen am 8. Oktober 2018
Zum zweiten Mal fand im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend ein Fachtag mit anschließendem Netzwerktreffen zum Thema pflegende Kinder und Jugendliche statt. Bundesfamilienministerium Dr. Franziska Giffey wies in ihrem Grußwort auf die Wichtigkeit des gemeinsamen Engagements aller Beteiligten hin und würdigte den Einsatz der vielen Akteurinnen und Akteure für die Belange der Betroffenen. Im Zentrum des zweiten Fachtags stand das Thema Mobbing. Hierzu referierte Anna-Maria Spittel von der Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg: Da sie pflegerische Tätigkeiten in der Familie übernehmen, hätten Young Carers weniger Zeit für soziale Aktivitäten und könnten dadurch den Kontakt zu ihren Peers verlieren. Sie werden von Gleichaltrigen als anders wahrgenommen und sind so anfälliger für Mobbing. Wie man sich gegen Mobbing und Gewalt wehren kann, zeigte Anti-Gewalttrainer Simon Steimel den Teilnehmenden im Anschluss. Während des Netzwerktreffens am Nachmittag diskutierten die Teilnehmenden darüber, wie sie das Netzwerk erweitern, mit Leben füllen und die Pausentaste bei Betroffenen noch bekannter machen können.
Rückblick: Fachtag zu Kindern und Jugendlichen in Pflegeverantwortung am 7. Mai 2018
Welche Auswirkungen hat die Pflegeverantwortung auf Wohlbefinden, Persönlichkeit und Entwicklungschancen von jungen Menschen? Warum übernehmen sie solch außerordentliche Verantwortung? Und wie und wo können Fachkräfte sie erreichen und unterstützen? Um diese und weitere Fragen ging es beim ersten Fachtag zu Kindern und Jugendlichen in Pflegeverantwortung. Mehr als 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer tauschten sich in Berlin aus.