FRIESENNEST
Pausentaste on Tour –
FLÜSTERPOST
In unserer Artikel-Reihe geht die Pausentaste in ganz Deutschland auf Tour. Unser Stopp dieses Mal: Mainz. Hier haben wir mit Anita Zimmermann (2. v.r.) gesprochen, die als Leiterin das Projekt „Flüsterpost e.V. – Unterstützung für Kinder krebskranker Eltern“ betreut.
Möchtest Du Dich kurz vorstellen? Wie bist Du zum Projekt „Flüsterpost e.V. – Unterstützung für Kinder krebskranker Eltern“ gekommen? Welche Aufgabe bzw. Rolle übernimmst Du dort?
Als Dipl.-Sozialpädagogin habe ich 14 Jahre in einem Klinik-Sozialdienst gearbeitet und wurde von erkrankten Eltern gefragt, ob und wie sie mit ihren Kindern über ihre Erkrankung sprechen sollen/können? Seinerzeit gab es kaum spezialisierte Angebote für Ratsuchende. Inszwischen ist das Angebot mit ungefähr 60 sehr unterschiedlichen Anlaufstellen etwas größer, aber leider immer noch nicht flächendeckend in Deutschland.
Wann wurde das Projekt ins Leben gerufen?
Zusammen mit Dr. Gerhard Trabert, einem Arzt für Allgemein- und Sozialmedizin, den ich seinerzeit im Krankenhaus kennengelernt habe, habe ich 2003 „Flüsterpost e.V.“ in Mainz gegründet und leite unsere Beratungsstelle, um die Lücke an Angeboten weiter zu schließen.
Was ist das Ziel von „Flüsterpost e.V.“?
Unser Ziel ist es, psychosoziale Beratung und Begleitung für alle Ratsuchenden ohne Altersbegrenzung zu ermöglichen. Dabei ist uns die Förderung einer offenen Kommunikation zwischen Erwachsenen und Kindern jeder Altersstufe bis ins junge Erwachsenenalter wichtig. Wir wollen zudem die gesunde Entwicklung der Kinder jeden Alters fördern und die Ressourcen jedes Einzelnen sowie der Familie stärken. Nicht zuletzt leisten wir Hilfe zur Selbsthilfe beim Leben mit der Familiendiagnose und bei Trauer und Abschied und fördern somit die Gesundheit der einzelnen Familienmitglieder und der ganzen Familie.
Hierfür bieten wir verschiedene Angebote in Kindergärten und Schulen für die Familien und jeweiligen Berufsgruppen sowie Vorträge und Fort-/Weiterbildung von Multiplikatorinnen und Multiplikatoren sowie Interessierten an. Wichtig ist dabei auch die regionale und bundesweite Netzwerkarbeit, z.B. mit der „Interessensgruppe Kinder krebskranker Eltern – IG KkE“, deren Sprecherin ich bin, aber auch die Öffentlichkeitsarbeit zur Stärkung der Lobby von Kindern krebskranker Eltern.
Welche Unterstützungsmöglichkeiten können pflegende Kinder und Jugendliche bei euch bekommen?
Zentrale Aspekte unserer Unterstützungsleistungen sind: Zuhören, Verstehen, Austauschen und wenn gewünscht, Tipps geben. Das geschieht in Einzel- und Familiengespräche/-Begleitung in jeder Lebenssituation sowie vor und nach einem Abschied. Den Kontakt haben wir aber auch per Mail oder Telefon (auch per Video) oder über WhatsApp/Signal. Zusätzlich bieten wir verschiedene Infomaterialien, Literatur- und Filmempfehlungen und Link-Tipps. Je nach Bedarf und Thema vernetzten wir pflegende Kinder und Jugendliche zudem mit weiteren hilfreichen, ergänzenden Angeboten. In Mainz und Umgebung bieten wir außerdem Kreativangebote und Angebote mit Musik-, Spiel- oder Erlebnispädagogik an.
Wie können Familien bei euch Unterstützung erhalten?
Auch Familien können bei uns psychosoziale Beratung und Begleitung per Mail, Telefon, auch Video-Call oder per WhatsApp/Signal in Anspruch nehmen. Dazu bieten wir sozialrechtliche Beratung, Trauerbegleitung in jeder Lebensphase, Einzel-, Paar-, Familiengespräche sowie Gruppenangebote mit gemeinsamen Aktivitäten in Mainz und Umgebung an. Nach Absprache führen wir außerdem ergänzende Gespräche mit wichtigen Bezugspersonen innerhalb der Familie oder aus dem sozialen Umfeld, z. B. aus dem Kindergarten oder der Schule.
Worauf bist Du besonders stolz?
Ich freue mich sehr, dass wir es nun schon 20 Jahre geschafft haben, uns ausschließlich mit Spendengeldern über Wasser zu halten und uns für eine größere Lobby von Kindern krebskranker Eltern bundesweit einzusetzen.
Als unabhängiger Verein können wir uns so viel Zeit für jede Gesprächspartnerin und jeden Gesprächspartner nehmen, wie jede/r es braucht und alle individuell und bedürfnisorientiert begleiten.
Am 08.11.2015 hatten wir die Idee, den 1. Welttag für Kinder krebskranker Eltern ins Leben zu rufen, um noch mehr Bewusstsein in der Gesellschaft zu schaffen. Inzwischen wird dieser Tag jedes Jahr von sehr vielen Fachkolleginnen und -kollegen bundesweit für die Öffentlichkeitsarbeit genutzt, worüber wir uns sehr freuen!
In den Jahren 2003 bis heute durften wir uns über verschiedene Auszeichnungen freuen, so auch im Jahr 2016 über den Kinderschutzpreis des Dt. Kinderschutzbundes, Landesverband Rheinland-Pfalz e. V., was uns weiter anspornt, unsere Ziele und Angebote fortzuführen und weiterzuentwickeln.
2021 und 2023 haben wir unseren eigenen Flüsterpost-Song „Mut tut gut!“ zusammen mit Kindern und Eltern produziert und auf unserer Website, Facebook & YouTube veröffentlicht.
2023 folgt unser Musikvideo mit eigenem Tanz zum Flüsterpost-Song, womit wir noch mehr Menschen erreichen und ermutigen möchten, offen mit Kindern jeden Alters zu sprechen, auch in Krisenzeiten!
Wie kann man Dich am besten erreichen?
Das Flüsterpost-Team ist in der Regel von Mo – Fr zwischen 9:30 Uhr und 18 Uhr über unsere Festnetznummer 06131 / 55 48 798 erreichbar. Ihr könnt uns auch eine Nachricht auf dem AB hinterlassen, eine Mail schreiben an info@kinder-krebskranker-eltern.de oder eine Nachricht über WhatsApp, Signal und SMS schicken.
Auf unserer Website findet ihr, neben vielen Informationen, unter dem Reiter „Wir helfen euch“ auch die aktuellen Mobilnummern der Team-Mitarbeiterinnen.
Wir freuen uns auf eure unverbindliche Kontaktaufnahme! Auch anonym! Herzlichst mit allen guten Wünschen, seid und bleibt mutig!